Aktivitäten von und mit Psychiatrie-Erfahrenen in Göttingen

Psychiatrie-Forum Göttingen

Das Göttinger Psychiatrie-Forum ist ein Gesprächsforum zum Thema Psychiatrie und psychische Erkrankung. Es wurde 2001 – damals noch unter dem Begriff „Psychose-Seminar“ - von einer informellen Gruppe, in der Psychose-Erfahrene, Menschen aus der Anörigenbewegung und Professionellen trialogisch zusammenarbeiten, initiiert. Die Veranstaltungsreihe läuft seither mit gutem Erfolg - jeweils 30 bis 70 TeilnehmerInnen - einmal jährlich im Herbst in Göttingen. Im Zentrum des Psychiatrie-Forums steht der gleichberechtigte Austausch von Psychiatrie-Erfahrenen, Angehörigen und Professionellen über eine Vielzahl von Themen, die von den Teilnehmenden selbst ausgewählt werden. Neben die Gespräche in Kleingruppen als Basis des Forums treten immer mehr auch andere Seminarformen wie Vorträge, Lesungen sowie ein künstlerisch-kreatives Beiprogramm. Die Psychiatrie-Foren haben in Göttingen die Zusammenarbeit der beteiligten Gruppen entscheidend verbessert und Psychiatrie-Erfahrene als „ExpertInnen in eigener Sache“ präsent gemacht.

Info:www.goest.de/psychoseseminar und www.trialog-psychoseseminar.de
Kontakt zum Göttinger Psychiatrie-Forum:
Tel. 0551 / 48 67 66 (KIBIS im Göttinger Gesundheitszentrum)
e-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Göttinger Selbsthilfegruppe für Psychose-Erfahrene

Die im November 2001 gegründete Selbsthilfegruppe für Psychose-Erfahrene, ein Output des 1. Psychose-Seminars, trifft sich jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat von 18.30-20.00 Uhr in der Selbsthilfekontaktstelle („KIBIS“) des Göttinger Gesundheitszentrums, Lange-Geismar-Str. 82, 37073 Göttingen (Nähe Albanikirchhof). Ein am Vormittag tagender Gruppenteil trifft sich jeden 1. und 3. Dienstag im Monat von 12.00-13.30 Uhr ebenfalls in der KIBIS. Die Gruppe ist ein Gesprächskreis, dessen zentrales Anliegen der Austausch über Psychose-und Psychiatrie-Erfahrungen ist. Themen sind z. B.: Leben mit der Erkrankung (stabiles Selbstbild, Krankheitsmanagement, Frühwarnzeichen erkennen), Umgang mit Ärzten und Medikamenten, Wege des Gesundwerdens. Wir sind nicht diagnosenfixiert; die meisten der Teilnehmenden haben durch die Psychiatrie Schizophrenie- und Bipolar-Diagnosen erhalten.
Bei Interesse − einfach vorbeikommen!

Kontakt:
Über die KIBIS im Gesundheitszentrum: 0551 / 48 67 66 oder direkt per e-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Über die KIBIS im Gesundheitszentrum kann man auch weitere Selbsthilfegruppen erfragen, die sich mit psychischen Problemlagen (Angst, Depression etc.) befassen. Hilfreich ist unter www.kibis-goettingen.de eine aktuelle Datenbank zu den Selbsthilfegruppen in der Region Göttingen (und drumrum).

Behandlungsvereinbarung: In der Göttinger Universitätspsychiatrie seit 2013 möglich

2012 hat eine trialogisch zusammengesetzte Gruppe in Göttingen eine Behandlungsvereinbarung erarbeite, die ab 2013 in der Psychiatrischen Klinik der Universitätsmedizin Göttingen (von-Siebold-Str. 5, 37075 Göttingen, www.psychiatrie.med.uni-goettingen.de) zum Einsatz kommt. Es handelt sich dabei um schriftliche Absprachen der Klinik mit einer PatientIn für eine Folgeaufnahme. Die Vereinbarung enthält Aussagen zur sozialen Situation der Patientin, zu Behandlungswünschen und Erfahrungen mit Medikamenten. Die Abschnitte, die sich mit einer künftigen medizinischen Behandlung befassen, tragen den Charakter einer Patientenverfügung nach Volltext der Göttinger Behandlungsvereinbarung: BHV Unipsychiatrie 2013.pdf

Bibliotheken mit psychiatrischem Schwerpunkt

In der Selbsthilfekontaktstelle des Gesundheitszentrums findet sich eine kleine Handbibliothek mit Büchern zu psychiatrischen Themen (z. B. Therapien, Psychopharmaka, Erfahrungsberichte), die von allen Interessierten benutzt werden darf. (Lange-Geismar-Str.82, 37073 Göttingen). Sie wird von der o.g. Selbsthilfegruppe kontinuierlich erweitert. In der Bibliothek des Sozialzentrums des Asklepios Fachklinikums Göttingen (Rosdorfer Weg 70) kann man Psychiatrie-Literatur, einen Psychiatrie-Pressespiegel und eine Sammlung von Psychopharmaka-Beipackzetteln einsehen.

Wegweiser „Psychisch krank - -und nun?“

Die trialogisch konzipierte Informationsbroschüre für die Stadt und den Landkreis Göttingen ist 2011 in erweiterter Neuausgabe erschienen. Sie bietet auf 160 Seiten eine Fülle von Informationen für Psychiatrie-Erfahrene, Angehörige, Professionelle und alle anderen Interessierten. Der Wegweiser ist nicht nur ein Adressen-, Literatur- und Linksammlung, sondern versucht, zum Teil komplizierte Rechts- und Gesundheitsthemen verständlich zu beschreiben und zu erklären. Er will Mut machen, sich selbstbewusst mit dem schwierigen Thema „psychisch krank“ auseinanderzusetzen. Themen sind u. a.: Selbsthilfe; Beratungsstellen, Therapiemöglichkeiten; Arbeit, Freizeit und Wohnen bei psychischer Erkrankung, Betreuungsrecht und Zwang, Patientenrechte, Hilfen für Angehörige und Professionelle.

Der Wegweiser wird herausgegeben von einer AG der Selbsthilfegruppen (SHG Psychose-Erfahrene, Angehörigengruppe, SHG erwachsene Kinder psychisch kranker Eltern) und ist in der Selbsthilfekontaktstelle (KIBIS) des Gesundheitszentrums (Lange-Geismar-Str. 82, 37073 Göttingen, Tel. 0551-486766) und beim Sozialpsychiatrischen Verbund Göttingen (Am Reinsgraben 1, Tel. 0551-4004862) kostenlos erhältlich.
Volltext des Wegweisers: Wegweiser Psychisch krank Göttingen 2011.pdf

Broschüre „Medizin im Nationalsozialismus in Göttingen“

Die Göttinger Geschichtswerkstatt e.V. hat 2003 eine viel beachtete Veranstaltungsreihe zum Thema „Euthanasie im Nationalsozialismus - -Kontinuitäten und Brüche“ durchgeführt. Die Reihe hat wichtige Anstöße zur Beschäftigung mit der Geschichte der Psychiatrie in Göttingen gegeben: Die Geschichtswerkstatt bietet den im Mai 2003 erstmals durchgeführten „Stadtrundgang Medizin im Nationalsozialismus in Göttingen“ weiterhin nach Absprache an. Auf dem Rundgang über das Gelände der alten Universitätsklinik werden Themen wie die Geschichte der Göttinger Psychiatrie, die Zwangsterilisierung von psychisch Erkrankten und die Ermordung von Göttinger AnstaltspatientInnen angesprochen. Die 60-seitige Broschüre zum Rundgang ist im Dezember 2006 erschienen und zum Preis von vier Euro im Roten Buchladen, Nikolaikirchhof, 37073 Göttingen, und bei der Geschichtswerkstatt erhältlich.
Kontakt:
Geschichtswerkstatt Göttingen e.V., Bismarckhäuschen, Bürgerstr. 27, 37073 Göttingen, Tel./Fax 0551 /48 58 44 (Bürozeiten: Di: 10-13 Uhr, Do: 15-17 Uhr), www.geschichtswerkstatt-goettingen.de

Ausstellung zur Geschichte des Asklepios Fachklinikums / Landeskrankenhauses

Eine von der Klinikleitung erarbeitete Ausstellung zur Geschichte der Psychiatrie in Göttingen ist im Sozialzentrum des Asklepios Fachklinikums (bis November 2007: Landeskrankenhaus) zu sehen (Rosdorfer Weg 70, tgl. 8.00-18.00 Uhr). Etwa 20 Stelltafeln und einige Vitrinen mit aussagekräftigen Originaldokumenten informieren über die Baugeschichte der 1866 gegründeten „Irrenanstalt“. Ein weiterer Abschnitt ist dem nationalsozialistischen Krankenmord und der Rolle des damaligen Anstaltsdirektors Gottfried Ewald gewidmet. Downloadbare Informationstexte zur Klinikgeschichte auch unter www.asklepios.com/goettingen (Abschnitt „Abteilungen und Kompetenzen“). Eine Besonderheit ist der Nachbau der Zelle eines Forensikpatienten, die dieser in der Nachkriegzeit ausgemalt hat – ein Meisterwerk der „art brut“: www.julius-klingebiel.de

Schulprojekt „Verrückt – na und?“: Schule und seelische Gesundheit

Das Göttinger Schulprojekt „Verrückt? Na und!“ will SchülerInnen und LehrerInnen in ihrer seelischen Gesundheit stärken. Schülerinnen und Schüler der 9.-13. Jahrgangsstufe setzen sich bei dem Projekt mit ihrem eigenen Leben auseinander, lernen Menschen kennen, die psychische Krankheit erlebt haben und erfahren, was sie für ihre eigene seelische Gesundheit tun können. Die vorbereitende AG ist trialogisch zusammengesetzt und führt seit 2008 Projekte an allgemein- und berufsbildenden Schulen in der Region Göttingen durch. Wir kommen auch an Ihre Schule!
Das Projekt lehnt sich an das Schulprojektes des Leipziger Vereins „Irrsinnig menschlich e.V.“ an.
Infos zum Gesamtprojekt unter www.verrueckt-na-und.de.
Kontakt:
Göttinger Arbeitsgemeinschaft zur seelischen Gesundheit an Schulen
c/o Sozialpsychiatrischer Verbund, Am Reinsgraben 1, 37085 Göttingen, Tel.: 0551-4004862
e-mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Probleme: Was alles fehlt ....

Bis heute existiert in Göttingen keine „niederschwellige“, von Betroffenen mitorganisierte Begegnungsstätte für Psychiatrie-Erfahrene. Der gesamte Selbsthilfebereich für Psychiatrie-Erfahrene ist wenig entwickelt. PatientInnen-SprecherInnen in den stationären Einrichtungen gibt immer noch nicht. Ein psychiatrischer Krisendienst ist weiterhin unbekannt.

Stand: Januar 2015